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„Wenn die Cops kommen, sag’ ich nix!“– Haftbefehl

  • Autorenbild: Ramon Thal
    Ramon Thal
  • 12. Okt. 2024
  • 4 Min. Lesezeit


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Die Lyrics aus deutschen Rap-Songs wie diesem machen es klar: Kein Wort zur Polizei. Doch die Realität sieht oft anders aus. Immer wieder sehen wir, dass selbst diejenigen, die in ihren Kreisen als hart und erfahren gelten, im entscheidenden Moment bei den Ermittlern auspacken, ihren PIN-Code fürs Handy preisgeben oder Aussagen ohne Anwalt machen – und genau das ist der größte Fehler, den man als Beschuldigter im Drogenstrafverfahren machen kann. Häufig besteht bei dem Ertappten die Hoffnung, sich doch noch herausreden zu können. Ohne Aktenkenntnis ein fataler Irrtum! In einigen Fällen werden durch derartige Aussagen erst die entscheidenden Anhaltspunkte für einen Haftbefehl geliefert.


Der größte Fehler: Reden, bevor der Anwalt kommt

Es ist ein Klassiker, den wir als Strafverteidiger immer wieder sehen: Die Polizei klopft an die Tür, es kommt zu einer Durchsuchung, oder man wird auf der Straße kontrolliert. Der erste Reflex vieler Beschuldigter? Reden. Die Hoffnung, durch Kooperation den Druck zu mindern, lässt viele den Mund aufmachen und Dinge sagen, die ihnen später das Genick brechen.

Doch genau das ist das Schlimmste, was Sie tun können. Schweigen ist Ihr Recht – und genau dieses Recht sollten Sie von der ersten Sekunde an nutzen. Kein Wort zur Polizei, keine PIN-Codes, keine Passwörter und schon gar keine Aussagen ohne einen Anwalt. Alles, was Sie sagen, wird gegen Sie verwendet – und das können schon kleinste Details sein, die Ihnen später um die Ohren fliegen.


Die Falle: „Ich wollte doch nur helfen“

Trotz aller Warnungen passiert es immer wieder: Selbst erfahrene „Player“ geben gegenüber den Ermittlern freiwillig den Zugang zu ihren Handys, Laptops und Co. frei. Sie glauben, dass die Polizei ohnehin alle Mittel in der Hand hat oder dass sie „nichts zu verbergen“ haben. Sie entsperren ihre Geräte, geben Passwörter heraus und lassen die Ermittler in ihre privatesten Daten.

Was dann folgt? Der totale Zugriff auf Ihr Leben. Ihre Nachrichten, Anrufe, Kontakte, Fotos und GPS-Daten werden durchsucht und analysiert – und häufig finden die Ermittler genau das, was sie brauchen, um Sie zu belasten. Der Zugang zu Ihrem Handy kann im Drogenstrafrecht das wichtigste Beweismittel gegen Sie sein.

Merke: Geben Sie niemals freiwillig den PIN zu Ihrem Handy heraus. Ohne Ihren Zugangscode muss die Polizei viel mehr Aufwand betreiben, um an Ihre Daten zu kommen – und das gibt Ihnen und Ihrem Anwalt Zeit, die Lage zu analysieren und eine Strategie zu entwickeln.


„Die holen eh alles raus“ – Irrtum!

Viele glauben, dass die Polizei sowieso Zugriff auf alles hat, sobald sie ein Handy oder Laptop sicherstellt. Das stimmt nicht! Solange Sie keinen Zugangscode oder kein Passwort herausgeben, haben die Ermittler deutlich größere Schwierigkeiten, an Ihre Daten zu kommen. Natürlich gibt es technische Mittel, doch diese sind nicht unfehlbar und nehmen oft Zeit in Anspruch.

Je länger die Polizei braucht, um Zugriff auf Ihre Daten zu bekommen, desto mehr Zeit haben Sie und Ihr Anwalt, die Situation zu bewerten und eine sinnvolle Verteidigungsstrategie zu erarbeiten. Zeit ist Ihr Verbündeter – aber nur, wenn Sie nicht unüberlegt handeln und den Ermittlern nicht die Tür zu Ihren digitalen Daten aufstoßen.


Keine Aussage ohne Akteneinsicht

Die Polizei wird versuchen, Sie unter Druck zu setzen – sei es mit der Aussicht auf mildernde Umstände oder mit unterschwelligen Drohungen. Doch der entscheidende Punkt ist: Machen Sie keine Aussagen, bevor Ihr Anwalt nicht die komplette Akteneinsicht hat.

Was viele vergessen: Eine Aussage kann nur dann strategisch sinnvoll sein, wenn man genau weiß, was gegen einen vorliegt. Oft reichen bereits kleinste Aussagen oder Informationen, die zunächst harmlos wirken, um ein Verfahrensrad in Gang zu setzen, das Sie nicht mehr stoppen können. Ohne das Wissen um die konkreten Beweise und Anklagepunkte läuft jede Aussage ins Leere – oder schlimmer, direkt in die Falle.

Merke: Ohne Akteneinsicht keine Aussage. Sprechen Sie erst mit Ihrem Anwalt und lassen Sie ihn die Ermittlungsakte durchgehen. Nur so lässt sich eine fundierte Strategie erarbeiten.


Warum der Druck so groß ist

Wir leben in einer Zeit, in der Rap-Musik und Popkultur die harten Jungs feiern, die „mit den Cops nix zu tun haben“. Doch die Realität sieht oft anders aus: Sobald der Druck durch die Polizei spürbar wird, kippen viele um. Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn die Beamten vor der Tür stehen, in Ihren Sachen wühlen und gezielt Fragen stellen, als wenn man darüber rappt.

Der Schock und der Druck führen dazu, dass viele Beschuldigte unüberlegt handeln und versuchen, die Situation zu entschärfen – oft mit der falschen Annahme, dass Kooperation sie aus dem Schlamassel ziehen könnte. Doch genau das ist der größte Fehler. Der einzige Weg, sich zu schützen, ist: Schweigen. Lassen Sie die Polizei arbeiten und geben Sie keinerlei Informationen preis.


Fazit: Schweigen ist Ihre beste Verteidigung

Wenn Sie als Beschuldigter in einem Drogenstrafverfahren auf die Polizei treffen, sollten Sie sich eine goldene Regel merken: Sagen Sie nichts. Geben Sie keine Passwörter oder PIN-Codes heraus und unterschreiben Sie nichts ohne Anwalt. Kooperation bringt Ihnen in dieser Phase nichts – Schweigen hingegen schützt Sie.

Ihr Anwalt ist Ihr stärkster Verbündeter, wenn es darum geht, die richtige Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Alles, was Sie tun müssen, ist: Schweigen.

 
 
 

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